"HAYMATLOZ" stand in
großen Buchstaben in den Pässen der jüdischen Flüchtlinge, die während des 2. Weltkriegs Zuflucht in der Türkei fanden. In Deutschland ist es weitgehend unbekannt, dass die Türkei nach 1933 ein
wichtiges Exilland für deutsche Wissenschaftler, Politiker und Künstler, aber auch für Ärzte, Lehrer und Handwerker war. Ebenso überraschend ist für viele, dass gerade diese Menschen einen
beachtlichen Beitrag zur Entwicklung der noch jungen Republik geleistet haben. Die Ausstellung dokumentiert anhand von Fotografien und Zitaten die Lebenswege deutschsprachiger Emigranten in der
Türkei. Auch die Familie von Edzard Reuter gehörte zu den Exilanten. Sie lebte elf Jahre in Ankara, bis 1946 eine Rückkehr nach Deutschland möglich war.
HAYMATLOZ wurde 1998 zunächst in Istanbul und ab 2000 in erweiterter Form in vielen Städten Deutschlands gezeigt. Das Aktive Museum Berlin hat die Ausstellung 2008 kuartiert. Sie wurde in dieser
Form nach Hamburg und Berlin nun erstmals im süddeutschen Raum von der Volkshochschule und dem Verein Türkische Kultur in Esslingen gezeigt.
„HAYMATLOZ schrieben die türkischen Behörden den deutschen
Flüchtlingen in ihre Fremdenpässe, nachdem diese vom NSRegime
ausgebürgert worden waren. Dies galt für die meisten der
rund 1000 Exilanten, die zwischen 1933 und 1945 Zuflucht vor den
Nazis in der Türkei gefunden hatten. Das Wort Haymatloz ging als
Lehnwort in die türkische Sprache ein. Ab 1933 waren Hunderte
deutscher Wissenschaftler, Politiker und Künstler der Einladung der
türkischen Regierung gefolgt, sich als Experten an der
Modernisierung und Europäisierung von Verwaltung, Wirtschaft,
Justiz, Bildung, Kunst und Kultur zu beteiligen. Die junge türkische
Republik hat sich trotz ihrer wirtschaftlichen Probleme ihnen
gegenüber großzügig verhalten. Allerdings war das Leben in der
Türkei für die Flüchtlinge nicht einfach. Dennoch blieben viele der
Familien ihrem Exilland bis in die Gegenwart verbunden.
Die Ausstellung HAYMATLOZ erinnert an die vertriebenen deutschen
Intellektuellen. Sie erzählt von deren Exil in der Türkei und eröffnet
den Blick auf ein wenig bekanntes Kapitel deutsch-türkischer
Geschichte. Sie zeigt sehr unterschiedliche Lebenswege des Exils
in der Türkei, sowohl von Prominenten als auch von Menschen,
deren Geschichte bisher unbekannt war. Dazu dienen Fotos und
Dokumente. Die Ausstellung war 1998 erstmals in der Türkei zu
sehen,